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Digitale Autonomie durch Freie Software (SoSe 2020)

Online-Veranstaltung der studentischen Initiative #gnuHU zum Einsatz Freier Software im digitalen Alltag

Kurz-Link auf diese Webseite: hu.berlin/DigiAuton2020

Zum Kurs im Wintersemester 2020/21: hu.berlin/DigiAuton2020-21

Beschreibung

Hintergrund

Die Corona-Pandemie stellt die digitale Zivilgesellschaft vor die Herausforderung, den als "digitalen Wandel" bezeichneten Prozess unter den aktuellen Pandemie-Beschränkungen massiv zu beschleunigen, um fast alle Bereiche gesellschaftlicher Interaktion in den digitalen Raum zu verlagern. Dies ist nach Aufassung von #gnuHU, einer Initiative für digital-nachhaltige, freiheitsbewahrende Bildungsräume an der Humboldt-Univerität zu Berlin, vor allem dann problematisch, wenn die digitalen Räume keine mehr sind, die von der Zivilgesellschaft plausibel kontrolliert werden, sondern von der Privatwirtschaft.

Dies zeichnet sich besonders im "experimentellen Sommersemester" der Humboldt-Universität zu Berlin ab, da sich diese in Vorbereitung dieses Sommersemesters 2020 für den Einsatz des unfreien Audio-/Video-Konferenzservices "Zoom" entschieden hat, der deswegen von Dozent*innen auch umfangreich genutzt wird.

Warum dies ein Problem ist, erläutert der offene Brief "Für ein digitales Sommersemester 2020, aber bitte digital-nachhaltig!" der Initiative. #gnuHU reagiert auf die Problematik zunächst damit, eine Anleitung für Konferenzen mittels Freier Software bereitzustellen. In den vergangenen Wochen seit Bereitstellung der Anleitung wurde der Initiative jedoch klar, dass Menschen, die mit Freier Software bisher keine Erfahrung haben, aus verschiedenen, durchaus sehr nachvollziehbaren Gründen zu große Schwierigkeiten haben, die von uns erwähnten Alternativen zu verwenden, weil sie allein schon optisch vom Gewohnten bzw. Empfohlenen abweichen.

#gnuHU bietet daher im Sommersemester 2020 mit der Veranstaltung "Digitale Autonomie durch Freie Software" allen, denen die allgemein gewährte Freiheit in Demokratien auch im digitalen Zeitalter wichtig ist, an, Freie Software im digitalen Alltag praktisch anwenden zu lernen.

Das Veranstaltungskonzept war ursprünglich als klassisches Tutorium am Servicezentrum für Informations- und Kommunikationstechnik (SIK) der Juristischen Fakultät der HU Berlin geplant, an der ein Mitglied der Initiative #gnuHU als Mitarbeiter beschäftigt ist. Das Tutorium sah bereitgestellte Notebooks vor, die zur Übung mit Freier Software verwendet werden sollten. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte dieses Konzept so nicht umgesetzt werden, wurde daher entsprechend thematisch angepasst und findet in Kooperation mit dem SIK als Online-Veranstaltung statt.

Die Veranstaltung wird durch die AG "IT und Datenschutz" des Gesamtpersonalrats der HU Berlin unterstützt.

Allgemeines Konzept und Zielgruppe

Die Veranstaltung widmet sich lediglich eingangs einer theoretischen Reflexion über die Möglichkeiten und Grenzen Freier Software und wird sich hauptsächlich in praktischer Weise mit ihrem Einsatz im digitalen Alltag beschäftigen.

Eingeladen sind all jene, die sich den Abhängigkeiten von IT-Strukturen im digitalen Zeitalter bewusst sind und für sich höhere Standards etablieren wollen als es die aktuelle Gesetzgebung verlangt.

Die Veranstaltung ist daher explizit auch für angehörige anderer Universitäten und Gast-Hörer*innen jeder Herkunft offen.

Teilnahmevoraussetzungen

Voraussetzung zur Teilnahme sind

  • über einen ans Internet angebundenen Computer sowie Headset bzw. Kopfhörer und Mikrofon zu verfügen
  • gewohntes Software-Nutzungsverhalten durch vielleicht ungewohnte Bewertungskriterien zu hinterfragen, um sich einer evtl. etwas unkomfortableren, dafür reflektierteren und selbstbestimmteren Form von Freiheit im digitalen Raum zu öffnen

Besonders technisches Vorwissen wird nicht vorausgetzt. Es reicht, einen Web-Browser (vorzugweise Firefox oder Chromium) sowie Tastatur und Maus bedienen zu können.

Während der Teilnahme sind keine obligatorischen Eigenleistungen nötig (Hausaufgaben, Vorträge etc. wird es daher in obligatorischer Weise nicht geben).

Die Teilnahme an vereinzelnen Terminen ist nach entsprechender Absprache kein Problem.

Terminliches, Format und Anmeldung

Die Veranstaltung besteht aus 12 Terminen und beginnt ab Kalenderwoche 18 (also die Woche ab Mo, 27. Apr. 2020).

Da sich unerwartet viele Personen angemeldet haben, findet die Veranstaltung an zwei wöchentlichen Terminen statt, die inhaltlich die gleichen Inhalte vermitteln. Nach kollektiver Abstimmung (fand vorab in der KW17 statt) findet der wöchentliche Termin

  • Mo, 20:15-21:45 Uhr ("Montags-Gruppe")
  • Do, 18:15-19:45 Uhr ("Donnerstags-Gruppe")

synchron online mittels Freier Software statt.

Nachzügler*innen sind herzlich willkommen, müsste sich allerdings die Software "Mumble" wie unter hu.berlin/ifee-online beschrieben einrichten, da dies in der ersten Veranstaltungssitzung bereits gemacht wurde ("Mumble" dient als synchrones Haupt-Kommunikationsmittel).

Eine unregelmäßige Teilnahme ist nach entsprechender Absprache ebenfalls möglich.

Veranstaltungsleitung: RH

Die Anmeldung erfolgt per E-Mail (s. Kontakt - bitte mit dem Betreff "Anmeldung Übung Digitale Autonomie SoSe2020").

Teilnahmebescheinigung

Eine inoffizielle Teilnahmebescheinigung durch die stud. Initative #gnuHU kann problemlos ausgestellt werden, offizielle Teilnahmebeschreinigungen, Leistungspunkte bzw. Leistungsscheine können jedoch nicht erlangt werden, da es sich bei dem auf dieser Webseite geschilderten Angebot um ein studentisches handelt, das juristisch betrachtet nicht den Status einer offiziellen Lehrveranstaltung haben darf.

Da es Anfragen hinsichtlich einer Anerkennungsmöglich als berufliche Weiterbildungsmaßnahme (zwecks "Freistellung von der Arbeitszeit") gab: Dies ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, war aber vorab nicht vorgesehen und bedarf einiger aufwendiger Klärungen, um deren Klärung sich die Organisator*innen bemühen. An dieser Stelle empfehlen wir, nicht davon auszugehen, dass die Veranstaltung als berufliche Weiterbildungsmaßnahme anerkannt werden kann.

Themen

Die in der konstituierenden Sitzung (KW19) diskutierten und daher leicht veränderten Veranstaltungsthemen sind:

  1. KW 18: Installation und Einrichtung der Audio-Konferenzsoftware "Mumble"
  2. KW 19: Konstituierende Sitzung (Terminliches, Erwartungen, Wünsche)

  3. KW 20: Einführung: Warum Freie Software?

  4. KW 21: Audio/Video-Konferenzen mit Mumble / Jitsi / BigBlueButton

    • Der Donnerstags-Termin fällt auf "Himmelfahrt", findet nach Mehrheitsbeschluss aber dennoch statt.

  5. KW 22: BigBlueButton + Freie, föderale (Kollaborations-)Messenger am Beispiel von XMPP und Matrix (Riot)

  6. KW 23: Online-Kollaboration mit Freier Software: EtherPad, CryptPad, LeapChat Riot in der Praxis

    • Der Montags-Termin fällt auf Pfingsten, findet nach Mehrheitsbeschluss aber dennoch statt.

  7. KW 24: Freie Daten-Clouds: OwnCloud, Nextcloud, SeafileOnline-Kollaboration mit Freier Software: EtherPad, CryptPad, LeapChat

  8. KW 25: kleinere Themen:

    1. OpenStreetMap statt Google Maps, inkl. Editierung von freien Karten

    2. Digital-nachhaltige PR-Strategie durch freie, föderale soziale Netzwerke wie Mastodon, Diaspora, PeerTube

  9. KW 26: Podcasts erstellen mit Audacity

  10. KW 27: Screencasts erstellen mit Open Broadcaster Software (OBS) und OpenShot

  11. KW 28: "Projekt-Management mit Freier Software" oder "Perspektivwechsel in der Wirklichkeitswahrnehmung des digitalen Raumes durch alternative Suchmaschinen"

  12. KW 29: Kommunikation mit Entwickler*inen Freier Software: Verbesserungen vorschlagen und Fehler melden in Software-Repositories und Issue-Tracking-Systemen

Sitzungskonzepte

Die Konzepte der einzelnen Sitzungen wurden nach Abschluss der Veranstaltung unter Creative-Commons-Lizenz/OpenAccess zur freien Weiterverwendung zum Download bereitgestellt.

Rückmeldungen von Teilnehmer*innen

Evaluationsergebnisse

Nachdem die Evaluationsrückmeldungen ausgewertet wurden, sollen diese ebenfalls an dieser Stelle veröffentlich werden - vielen Dank an alle Teilnehmer*innen für die Rückmeldungen: Evaluationsergebnisse

Kommentare

Da die Kommentar-Funktion des von der HU verwendeten Content-Management-Systems wiederholt Darstellungsprobleme hatte, finden sich nachfolgend die von Teilnehmer*innen eingereichten Rückmeldungen außerhalb des ursprünglich dafür vorgesehenen Kommentar-Bereiches:

Theresa Sittl 23.07.2020 23:11:

"Hallo <Veranstaltungsleitung>,

ich nutze als Gasthörerin nun einfach die Kommentarfunktion zur Evaluation.
Erstmal möchte ich mich noch entschuldigen, dass ich bei der letzten Sitzung nicht anwesend war. Mir ist was dazwischen gekommen und dann habe ich total vergessen, an der Sitzung teilzunehmen.

Nun zu meinem Feedback:

Erstmal schätze ich es sehr, als externe Person, an der Veranstaltung teilhaben zu können.
Ich finde das gut, denn das hat eine diverse Gruppe, mit all seinen Vorteilen, ergeben.

Zu Beginn hätte ich mir eine Vorstellungsrunde oder ein Kennenlernspiel gewünscht, damit man jeden mal gehört hat, da man sich ja nicht sehen konnte.
Dadurch sinkt die Hemmschwelle, sich am Dialog zu beteiligen usw.

Die Organisation des Kurses fand ich spitze, vor allem die regelmäßigen Mails und der Aufbau in Moodle fand ich sehr übersichtlich.
Dadurch war eine Teilnahme wirklich unkompliziert.

Sehr gut fand ich auch, wie du die Vorlesungen gestaltete hast. Die Übungen waren gut, um direkt mit neuer Software usw. in Kontakt zu kommen. Das erhöht in jedem Fall eine anschließende Anwendung.

Die Wertschätzung und Gelassenheit deinerseits gegenüber den einzelnen Teilnehmer*innen, hat den Raum geschaffen, sich mit allen Gedanken und Fragen einzubringen. Das musst du unbedingt beibehalten.

Ich persönlich würde nach der Vorlesung gerne die Themen als Multiplikatorin weitertragen.
Vielleicht kann man ja dahingehend in Kontakt bleiben und zielgruppenspezifisch (Schüler*innen, Senior*innen usw.) überlegen, wie man die Themen inhaltlich vermitteln kann.

Die von die erarbeitete Medienstrategie oder die bereits existierenden Info-Materialien von Digitalcourage sind in dem Bereich ja schon eine sehr gute Hilfestellung.

Vielen Dank nochmal für dein Engagement in diesem Bereich und die Zeit die du für uns investiert hast. :)

Viele Grüße,

Theresa Sittl"

Elisabeth 24.07.2020 16:11:

"Insgesamt habe ich sehr gerne an dem Seminar teilgenommen und viel daraus mitgenommen.
Vor dem Seminar wusste ich gar nicht, was es mit Freier Software auf sich hat, nur ganz vage, dass es kluge Menschen gibt, die sich sehr aktiv dafür einsetzen. Jetzt denke ich, könnte ich das Konzept grob erklären und möchte auch einige Aspekte meines digitalen Lebens auf freie Software umstellen.
In KW20 fand ich Frage 4 (Freiheit vs Funktionalität) damals allerdings noch sehr schwierig, weil ich noch gar keine Herangehensweise an die Thematik entwickelt hatte. Vielleicht wäre es gerade am Anfang gut, noch mehr Parallelen zur nicht-digitalen Öffentlichkeit zu ziehen (wie der Bio-Vergleich für die Bewertungskriterien), um diesen Aspekt der geteilten Öffentlichkeit noch hervorzuheben. Die Vergleiche zu anderen Bereichen des Lebens haben auch sehr geholfen, die Struktur von dezentraler und föderaler Software zu verstehen.
Besonders gut fand ich, dass wir am Ende Feedback für die Entwicklerïnnen gesammelt haben. Das hat angeregt, auf eine Weise über Software nachzudenken, die man ansonsten verdrängt, »weil es ja eh nichts bringt«. Und insofern noch mal diesen Aspekt freier Software stark gemacht.
Auf technischer Seite war vllt das schwierigste zu verinnerlichen, wie das mit den Instanzen funktioniert. Hier hat es sehr geholfen, dass wir immer wieder gemeinsam dieselben Schritte durchlaufen haben. Manchmal ging es allgemein wegen technischer Schwierigkeiten nur langsam voran. Aber man konnte ja immer auf eigene Faust parallel Eigenschaften der Software erkunden.
Den Wechsel zwischen Plenum und Murmelrunden fand ich sehr gut. Sowohl, dass Diskutieren und Reflektieren der Aufgaben und der Software in kleinen Teams, als auch das Sammeln der Ergebnisse im EtherPad in entsprechenden Abschnitten. Ein bisschen mehr Diskussion und Reflexion hätte ich schön gefunden, aber auch im Sinne des klassischen Austauschs nach dem Seminar, wenn man sich gemeinsam auf den Weg zur Bahn oder dem Fahrrad macht, das lässt sich digital schwer ersetzen.
Manchmal war nicht ganz klar, über welchen Kanal man am besten eine Frage stellt, da du scheinbar manchmal den Chat oder das Etherpad nicht gesehen hast. Vor allem, wenn man auf BigBlueButton nur als Zuhörerïn ohne Mikrofunktion dabei war. Vielleicht könnte man immer mumble für Ton und Murmelrunden nutzen, und BigBlueButton ohne Audio nur für die Bildschirmübertragung. Irgendeine eindeutige Handhebefunktion wäre vielleicht auch gut, die für die kursleitende Person immer sichtbar ist. Dann hätten wir uns vielleicht häufiger getraut, direkt zu sprechen, und nicht so viele Fragen in Chat oder etherpad reingeschreiben. Wobei die Art und Weise des Aufeinander Reagierens im EtherPad auch ein bisschen witzig war. Die Seminarabläufe und deine Moderation fand ich ansonsten sehr gut.
Das Wechseln zwischen den verschiedenen Plattformen (EtherPad, LeapChat, BigBlueButton, Mumble, besprochene Software) habe ich insgesamt gut hinbekommen und fand es nie störend oder unübersichtlich, ich bin allerdings auch gewohnt, viele Tabs und Fenster offen zu haben. Dadurch, dass es immer etwas zum Anschauen oder Lesen gab, war es auch fast weniger seltsam, dass man niemanden gesehen hat, als in einer Zoom-Sitzung, in der alle oder ein Großteil ihre Kameras aus haben. Allerdings ist es schon komisch, ein Seminar nur mit Stimmen gehabt zu haben, da ich keine der Personen dahinter vorher schon kannte. Das hat mir ein bisschen ein unvollständiges Gefühl gegeben, bzw. das gemischte Gefühl aus Intimität eines kleinen Seminars und Anonymität einer Einführungs-VL. Hierzu fällt mir aber keine gute Lösung ein.

Liebe Grüße,
Elisabeth"