‚Transformation‘ ist in jüngerer Zeit zu einem Schlüsselbegriff bei der Erforschung kulturellen Wandels geworden. Der Sonderforschungsbereich 644 „Transformationen der Antike“ an der HU hat dazu wesentlich beigetragen und am Beispiel der komplexen Formen von Antikeaneignung in den nachantiken Kulturen Europas bis in die Gegenwart ein eigenes Analysekonzept entwickelt. Dessen Kerngedanke beruht auf der Wechselseitigkeit der Veränderung von antiker Referenz- und späterer Aufnahmekultur (der ‚Allelopoiese‘): Jede Gegenwart generiert auch jeweils selbst ihre ‚eigene‘ Antike.
Nach knapp zwölf Jahren Arbeit stellt der SFB in der Ringvorlesung seine Forschungsergebnisse vor. Das Fächer- und Themenspektrum ist von großer Breite: Es umfasst die Klassische Philologie und die modernen Literaturwissenschaften, die Geschichts-, Kultur- und Religionswissenschaft, die Archäologie, die Kunst- und die Kirchengeschichte sowie die Wissenschaftsgeschichte und die Politikwissenschaft. Die Ringvorlesung exemplifiziert in methodischer Hinsicht die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Transformationskonzepts und in thematischer Hinsicht die Diversität der Phänomene, bei denen die Antike auch in den nachantiken Epochen eine wichtige, wenn auch häufig erst auf den zweiten Blick erkennbare Rolle spielt.
In der Ringvorlesung wird es zum einen monothematische Sitzungen geben und zum anderen Sitzungen mit zwei verschiedenen Themen und unterschiedlichen Referenten.
Programm:
- April: Prof. Dr. Johannes Helmrath: Einführung
Prof. Dr. Iris Därmann / Stephan Zandt: Natur/Kultur: Zur Transformationsgeschichte einer mythischen Grenzziehung
- April: Dr. Josefine Kitzbichler: Hexameter oder Nibelungenstrophe? Zur metrischen Pluralisierung des deutschen Homers im 19. Jahrhundert
Prof. Dr. Andreas Kraß / Lea Braun / Felix Florian Müller: Intimität im Wandel: Transformationen antiker Beziehungskonzepte in Mittelalter und Früher Neuzeit
- Mai: Prof. Dr. Herfried Münkler: Griechische Kultur und Römisches Reich als opponierende Modelle des Selbstbildes in der europäischen Moderne
- Mai: Maike Priesterjahn / Ronny Kaiser: Wenn das Mittelalter zur Antike wird
Dr. Nicole Hegener / Dr. Sascha Kansteiner / Saskia Schäfer-Arnold: Transformationen antiker Skulptur
- Mai: Prof. Dr. Horst Bredekamp / Dr. Stefan Trinks: Continuatio statt Transformatio – Der Fall Spanien
- Mai: Dr. Christoph Lehner / Dr. Helge Wendt: Prisca Sapientia. Die Antikenbilder in der Wissenschaft des 18. Jahrhunderts.
Prof. Dr. Bernd Roling: Zion im Norden. Olaus Rudbecks schwedische Antikentransformation und ihr Echo
- Juni: PD Dr. Annette Dorgerloh / Dr. Marcus Becker / Dr. Ulf Jensen: Bewegte Räume. Szenographie der Antiken im Film
- Juni: Dr. Michail Chatzidakis / Dr. Ursula Rombach: Diversität und Alterität. Bildliche Transformationen römischer Historie(n) in der italienischen Renaissance
Prof. Dr. Helmut Pfeiffer: Wiederholung und Erfindung in der italienischen und französischen Literatur der Renaissance
- Juni: Roman Barton / Alexander Klaudies / Dr. Thomas Micklich: Poetik des Mitgefühls: Leben, Lesen und Schreiben im Zeichen der Sympathie zwischen 1600 und 1800.
- Juni: Dr. Ralf Grüßinger: Bezugsgröße Rom – Identitätsstiftung im Deutschen Kaiserreich am Beispiel provinzialrömischer Museen und Sammlungen
Prof. Dr. Andrea Polaschegg / Dr. Michael Weichenhan / Dr. des. Friederike Krippner: Die Antike der Moderne. Deutsche Babylon-Faszination um 1900
- Juli: Philipp Strauß / Simon Strauß / Prof. Dr. Aloys Winterling: Transformationen antiker ‚Gesellschaft‘ im späten 19. und 20. Jahrhundert
- Juli: Prof. Dr. Christoph Markschies / PD Dr. Eva Elm: Die
Spätantike im Zeitalter der Dechristianisierung – das Beispiel der Dämonen
Prof. Dr. Renate Schlesier, Dr. des. Oliver Leege, Dr. Roberto Sanchiño Martínez, Falko McKenna: Konstruktionen des Dionysos und des Dionysischen in der Moderne
- Juli: Prof. Dr. Steffen Martus: Bezugsprobleme der Transformation und die Pluralisierung von Antike in der deutschen Lyrik des 18. Jahrhunderts
Abschluss-Diskussion |